(Von unserem Mitglied Alfred Haupt)

Der diesjährige Jahresausflug der Heimatfreunde führte uns in den östlichen Teil des Pfälzer Waldes, auch Hardt genannt, der zu Rheinland-Pfalz gehört und das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands bildet. Auf dem Programm standen neben dem Hambacher Schloss, und der Villa Ludwigshöhe auch der schöne Pfälzer Ort Rhodt unter Rietburg.

HambSchl.01Auf dem Wurstmarktgelände in Bad Dürkheim, mit dem berühmten 1,5 Millionen Liter fassenden Dürkheimer Riesenfass im Hintergrund, gab es das obligatorische gute Frühstück. Gut gelaunt, gestärkt und pünktlich kamen wir oben vor dem Schloss an wo wir, in zwei Gruppen aufgeteilt, um 11 Uhr unsere geführte Besichtigung begannen.

Das Hambacher Schloss, auch Maxburg genannt, liegt an einer strategisch günstigen Lage auf dem Hambacher Schlossberg. Es beherrschte die sich bei Neustadt kreuzenden Handelswege und ist schon von weitem zu sehen. Die ursprüngliche Anlage stammt aus dem 11. Jahrhundert und wurde zunächst als Burg gebaut und erst in der Neuzeit zu einem Schloss umgestaltet. Das erklärt auch die nüchterne, schmucklose Bauweise des Gebäudes, das aus dem, in dieser Gegend häufig vorkommenden, hellen Sandstein errichtet ist. Die Anlage wurde im Laufe der Zeit mehrmals zerstört, zuletzt von den französischen Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688/89 und nur teilweise wiederaufgebaut. Von den gewaltigen Außenmauern sind nur einige erhalten geblieben, die einen einfachen Innenhof umschließen.

 

HambSchl.021832 fand in der Schlossruine eine sechstägige Protestveranstaltung statt, die in die Geschichte als Hambacher Fest einging. Etwa 30.000 Menschen kamen zusammen und protestierten gegen die Repressionsmaßnahmen der bayrischen Verwaltung. Diese hatte in den Jahren nach 1816 wichtige Errungenschaften zurückgenommen, die dem Volk in der Zeit der Besatzung durch Frankreich gewährt worden waren. Nachdem die bayerische Obrigkeit eine strenge Zensur eingeführt und politische Kundgebungen verboten hatte, gaben die Organisatoren die Veranstaltung als „Volksfest" aus. Die Pfälzer fanden Unterstützung bei zahlreichen anderen Volksgruppen und Einzelpersonen. Seit jenem Fest gilt das Hambacher Schloss als Sinnbild der Demokratie in ganz Deutschland. Speziell bei Mitgliedern studentischer Verbindungen hat die Maxburg heute noch Kultcharakter und gilt als Symbol der Freiheit und Brüderlichkeit. Interessant ist, dass damals schon die Idee eines vereinten Europas diskutiert wurde, was aber leider bis heute noch nicht wirklich realisiert werden konnte. Zu groß sind die nationalen Interessen, die kulturellen und wirtschaftlichen Unterschiede um dieses große und erstrebenswerte Vorhaben schnell Wirklichkeit werden zu lassen. Immerhin haben wir schon freien Grenzverkehr und eine gemeinsame Währung in der Europäischen Union, was Anlass zur Hoffnung gibt.

Beim Abstieg kamen wir wieder an dem Mahnmal: Hiroshima Nagasaki Mahnung zum Frieden vorbei. Es erinnert an den Abwurf der ersten beiden Atombomben in Japan, die eigentlich über Deutschland abgeworfen werden sollten. Nur der Tatsache, dass Deutschland früher kapituliert hatte (8. Mai 1945) als Japan (September 1945), ist es zu verdanken, dass Deutschland verschont geblieben ist.

HambSchl.03Nach der Führung im Hambacher Schloss ging es hinauf in den Pfälzer Wald zur Villa Ludwigshöhe. Der bayerische König Ludwig I. ließ sie dort am Ostrand des Pfälzerwaldes mit weitem Blick über die Rheinebene errichten. Sie war als Sommersitz gedacht und ist hoch über Edenkoben schon von weitem zu sehen. Ludwig I. hatte seine Baumeister beauftragt, den herrschaftlichen Feriensitz als „Villa italienischer Art" zu gestalten. Und so fühlt sich der Betrachter angesichts des vierflügeligen Hauptbaues mit seiner auf Säulen ruhenden doppelstöckigen Loggia wie in die Toskana oder nach Rom versetzt.

Etwas verwundert waren wir über die etwas unförmigen überlebensgroßen Skulpturen, die überall herumstanden und nicht so recht in die Umgebung passten. Erst später wurde klar, dass es Objekte der Ausstellung Mittelpunkt Mensch waren, die noch bis zum 25. November dieses Jahres zu sehen ist. Der aus dieser Gegend stammende Bildhauer Volker Krebs zeigt hier einen Querschnitt aus seiner rund 50-jährigen künstlerischen Laufbahn.

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Nach einem abschließenden Gruppenbild von Monika Lenhard ging es wieder zurück zum Bus, weiter zu nächsten Ziel: Rhodt unter Rietburg.

Rhodt ist eine, durch den Weinanbau wohlhabend gewordene, pfälzische Gemeinde mit einer wechselvollen Geschichte. Zunächst württembergisch, dann badisch später französisch und danach bayrisch, gehörte es nach dem 2. Weltkrieg zu Rheinland-Pfalz.

Da Württemberg vier Dörfer gleichen Namens besaß, gab es seinem pfälzischen Rhodt den Beinamen unter Rietburg, den es bis heute behielt.

Im Café Ludwig I. machten wir eine kleine Pause um anschließend Rhodt näher zu erkunden. Dank der guten Vorbereitung der ganzen Aktion durch Helmut Weiss und Inge und Fred Sittek wussten wir schon, was es alles zu sehen gab und konnten so gezielt den Ort erkunden. Von Helmut Weiss, der uns während der ganzen Fahrt mit Informationen versorgte, erfuhren wir nicht nur Interessantes über die Gegend und die historischen Zusammenhänge, sondern nebenbei auch, wie die P(f)alz zu ihrem Namen kam. Einen kleinen Sketch dazu kann man sich unter https://www.youtube.com/watch?v=CrNF9d4Gw74 betrachten.

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Wegen des geeigneten Bodens wurde hauptsächlich die Traminerrebe angebaut, die den Rhodter Wein berühmt machte. Die florierende Wirtschaft brachte Wohlstand in die Gegend und erlaubte den Bau stattlicher Winzerhäuser. Aber auch die normalen Bürger profitierten davon.

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Die Theresienstraße mit ihrem alten Pflaster und ihren zahlreichen alten Häusern ist heute der Anziehungspunkt für die Touristen. Typisch für die Höfe in dieser Gegend sind die alten Torbögen und die sogenannte Haus-Hof-Bauweise. Der obere Teil der Straße ist als Allee mit Kastanienbäumen angelegt. In den Innenhöfen, die alle liebevoll gestaltet sind, findet man auch typisch südländische Gewächse, die wegen des milden Klimas hier prächtig gedeihen. Die Früchte der Feigenbäume gelangen hier zur Reife und können gegessen werden haben wir von einer Frau erfahren, die gerade eine Bananenstaude gegossen hat. Im Winter allerdings müssen sie ins Winterquartier.

HambSchl.12Eine der Sehenswürdigkeiten ist das Haus mit der Kanonenkugel das am oberen Ende der Straße steht. Das ursprüngliche Haus aus dem 16. Jahrhundert existiert nicht mehr. 1794 schlug hier bei der Schlacht am Schänzel eine Kanonenkugel ein und blieb stecken. Zur Erinnerung daran wurde in dem Neubau die originale Kugel wieder eingemauert.

HambSchl.13Etwas unterhalb, auf der gleichen Straßenseite, fällt einem ein, aus rotem Sandstein, gefertigtes Denkmal auf, auf dem zu lesen ist: Rhodter Piff, erstmals ausgeschenkt von Adler-Wirt Ferd. Seitz im Jahre 1903.

Dieses besondere 1-Liter-Glas, ist eine pfälzische Originalität und wurde im Jahr 1903 von Ferdinand Seitz, dem Wirt des Gasthauses "Zum Adler", erfunden. Die Erfindung drückt die Verachtung des echten Pfälzers für jede unechte Vornehmheit aus. Das lässt den "Rhodter Piff" auch heute noch aktuell wie eh und je erscheinen.

HambSchl.14Den Rhodter Piff kann man sich auch heute noch bestellen und ihn in gemütlicher Runde kreisen lassen, wenn man sich nicht zu vornehm ist, einen kräftigen Schluck Seitz-Schreiner-Wein daraus zu trinken. Auf dem Rückweg zum Bus streiften wir noch das Rathaus, in dem es üblich ist, bei den Sitzungen kein Wasser zu trinken.

Müde und mit einer gewissen Leere im Bauch gingen wir zurück zum Bus, der uns nach Kirchheimbolanden brachte, wo wir in geselliger Runde im Brauhaus am Turm unser Abschlussessen hatten.

Allen, die an den Vorbereitungen dieser schönen Fahrt mitgewirkt haben und vor allem unserem Fahrer Werner Scherschlik, sei an dieser Stelle herzlich gedankt!